Beispiele für die Verarbeitung eigener Texte in kurzen Videosequenzen:
Die Geschichte von Heike from Wassermensch on Vimeo.
Wasser Spiegel – Hans Peter from Wassermensch on Vimeo.
Kurze Textbeispiele:
GESCHICHTEN AUS DER PERSPEKTIVE EINER „WASSERFIGUR“
Die Unruhe im vollbesetzten Abteil war meine Geburtsstunde. Der IC714 von Basel nach Amsterdam hatte Verspätung. Drinnen konnte man die Unruhe spüren, die der wachsende Verzug auslöste. Die Menschen rutschten auf ihren Sitzen herum, spielten mit ihren Handys, telefonierten in lauten Stimmen und standen in der blinden Hoffnung auf, nachher als erste aus dem Zug springen zu können.
So kam ich zur Welt, auf der Stirn eines 30jährigen Anzugträgers. Er hatte sich viel zu früh seinen dicken Wollmantel angezogen und stand dampfend im überfüllten Gang. Meine Reise begann, als die Schaffnerin ihm von hinten auf der Schulter tippte, und der gute Herr sich mit einem Ruck um drehte. Ich verlor den Halt und wurde wie durch ein Katapult weggeschleudert – direkt auf die Nase der Schaffnerin. Sie verzog das Gesicht – ich konnte es genau sehen, weil ich direkt vor ihrem linken Aug saß –, und bevor ich mich richtig auf dieser schönen, geraden Nase niederlassen konnte, wischte ihr Zeigefinger mich weg. Ich habe mich an dem Zeigefinger geklammert, rief alle Wasserkraft auf, die ich in mir hatte, und zog mich zu einem festen Tropfen zusammen. Die Schaffnerin schüttelte ihre Hand kräftig aus, und so flog ich auf die Armlehne von Sitz Nummer 51B. Ich war inzwischen kleiner geworden, aber immer noch ein respektables Tröpfchen. Ich atmete durch, und weil die Armlehne so flach und schön warm war, entspannte ich mich und genoss das Gefühl, rund und glitzernd zu sein.
Zumindest bis Barry kam.
Barry war ein kleiner goldfarbener Retriever. Neugierig tapste er durch den Mittelgang, blieb bei jeder Sitzreihe stehen, wedelte mit seinem Schweif und schnüffelte an den Reisenden und ihren Zeitungen herum. Er knabberte an den Trolleys, seiner große, rote Zunge wie ein dreckiger Waschlappen. Ich erschrak, als Barry plötzlich nur wenigen Sitzen vor mir stand und die Hand einer jungen Frau genüsslich abschleckte. Er kam langsam näher. Panik stieg in mir hinauf. Ich betete an das Wassergott, XXXX und hoffte, das grässliche Biest würde noch von seinen Besitzern zurückgerufen werden.
Aber so kam es leider nicht.
Nun liege ich mit Nudeln, einem kleinen Stück Hartwurst und anderen Tropfen in Barrys Magen. Mir ist etwas übel, weil Barry ziemlich viel herumhüpft und schaukelt wie ein Sturmwind. Ich freue mich, wenn ich bald wieder frei bin. Dann schaue ich mir die Kanäle Amsterdams an.
Wenn ich aufschaue, sehe ich den blauen, wolkenlosen Himmel über mir. Bleibt er weiterhin so blau, dann bedenkt es, dass es heute wiederum einen sehr schönen, heißen Sonntag geben wird. Und auch ich werde wieder gebraucht. Solange ich bis zum Mittag im Schatten liegen werde, wird mir erst mal kühl sein. Wenn die Kinder dann am Nachmittag aus der Schule kommen, werde ich die wärmenden Sonnenstrahlen in mich aufgenommen haben, um sie dann als ein Gefühl der frischen Behaglichkeit an die Familie weiterzugeben. Doch bevor es soweit ist, wird Claudine erst einmal fleißig sein und ihren grünen Daumen pflegen: früher trug sie Kanne für Kanne des wertvollen Nasses von den Regenfässern an die Blumenbeete und Hängepflanzen, um sie dann sorgsam über die grüne und bunte Pracht zu entleeren. Nachdem die weiß gekachelten XXX Flachdächer vom Haupt- und Gästehaus sowie den Nebengebäuden wie Schuppen, Gerätehaus und den Garagen rissig geworden waren und ihre Aufgabe als Regensammler nicht mehr erfüllten, entschloss sich Robert schweren Herzens für das Eindecken XX mit Dachpfannen. Aber er wollte sich nicht miteinladen, neuen, profanen Pfannen zufrieden geben.
Er kniete ganz am flachen Rande Bergsees, weit oberhalb des Dorfes, wo das Wasser fast schon wieder eine glatte Oberfläche bildete, nachdem es zuvor aus großer Höhe über die Felsvorsprünge kaskadenartig Stufe für Stufe an der Bergwand in die Tiefe gestürzt war.
Er erinnerte sich, wie er schon als kleiner Junge seinem Großvater half, das Wasser für die Dorfbewohner nahe dem Wasserfall zu schöpfen, um es dann in vorsichtiger Fahrt mit dem alten Eselskarren die steilen Hänge talwärts zu bringen. Ein weiterer Tropfen entriss ihn seinen Erinnerungen, als dieser sich behäbig ausbreitende Kreise zog. Die traurige Realität hatte ihn wieder für sich gefangen genommen. Er sah sein wettergegerbtes Gesicht unscharf im noch leicht bewegten Wasser. Bittere Tränen rannen ihm über sein gnädiges Antlitz, zwei kleinen Rinnsalen gleich, stetig in den Bergsee tropfend. Er hatte doch nicht gewollt, dass einige Dorfbewohner erkrankt waren. Was war plötzlich mit dem Wasser nicht mehr in Ordnung? Er wusste nicht mehr ein noch aus.
Weitere Ergebnisse folgen in Kürze – oder werden bei einer öffentlichen Präsentation vorgestellt/vorgetragen.